Reisebericht

Im Land der Jurten und Nomaden - Mongolei by Bike

 

Die Sonne verschwindet langsam hinter den Bergen des Altai. Wir stellen das Zelt auf. Mit unserem kleinen Sturmkocher wird das Abendessen zubereitet und bald zeigt sich der klare Sternenhimmel Zentralasiens. Der Kilometerzähler zeigt heute nur 37 km, unsere Tagesleistung. Im Süden der Mongolei sind wir mit Velos und Anhängern unterwegs.

Auch dieser Tag war mühsam! Schlammige, holprige Pisten, die teils unter Wasser stehen, es ging bergauf und wir hatten extremen Seitenwind. Doch die grandiose Landschaft, die Stille und die Naturpisten entschädigen für die körperlichen Strapazen - es ist ein eindrückliches Erlebnis, hier unterwegs und draussen zu sein, im Land der Jurten und Nomaden.

 

Mit dem Jeep in die Südmongolei

Angefangen hatte unsere Reise in Ulaanbaatar, der Hauptstadt der Mongolei. Unser Fahrer holt uns mit seinem Jeep am Flughafen Chinggis Khan ab. Er bringt uns in den Süden des Landes, Ausgangspunkt der Velotour. Wir verladen die Ausrüstung und die Velos kommen aufs Dach.

Auf der Landkarte ist eine gelbe Hauptstrasse eingezeichnet, die sich bald als Schotter- und Sandpiste zeigt. Die grüne Steppenlandschaft geht über in riesige Sand- und Steinplateaus - die Wüste Gobi.

 

In einem „guands“ gibt es Hammelsuppe und Chai-Tee. Manchmal verliert sich die „Hauptstrasse“ in viele Pisten und Batar ist froh, dass wir ein GPS dabeihaben.

Wir erreichen Mandalgoov, Aimak-Zentrum des Dundgov ( Mittelgobi ). Ein paar Jurten im Nichts, Bretterverschläge, eine kleine Tankstelle, umgeben von Sand.

Von Dalanzadgad aus geht es über das Gebirge; schliesslich erreichen wir nach 850 km und 11/2 Tagen die Sanddünen des Khongoryn Els in der Südgobi (Ömnögov).

Übernachtet wird im Ger Camp Yuulchin Gobi. Das Camp besteht aus 15 Jurten, ausgestattet mit Betten und Tisch, es gibt ein kleines Restaurant und eine Waschgelegenheit.

Im Camp bauen wir Velos und Vitelli-Anhänger zusammen, sie haben den Transport ohne Schaden überstanden. Die Mongolen staunen über Velos und Spezialwerkzeug. Einen Veloanhänger haben sie noch nie gesehen, sie haben Zweifel an der präzisen schweizer Lagerung.

Am nächsten Tag machen wir eine Probefahrt zu den 300 m hohen Sanddünen, wir sehen wilde Kamele. Abends dann traumhafte Regenbogen-Stimmung. Es gibt viele Gobis und wir sind beeindruckt von der ursprünglichen Landschaft. „Die Wüste Gobi ist grandios, geheimnisvoll und überraschend.“

 

In den Bergen des Gobi-Altai

Die mongolische Camp-Crew verabschiedet sich von uns, die Tour beginnt. Die ersten Kilometer sind schwer. Die Ausrüstung bremst: jeder von uns hat ca. 25-30 kg in den Anhängern ( Zelt, Schlafsack, Kocher, Sprit, Verpflegung, Wasser ) und nochmals 8-10 kg in den Seitentaschen ( Kleider, Werkzeug, Ersatzteile, Apotheke ), hinzu kommt noch 6 kg Fotoausrüstung ( 2 Leica-Gehäuse mit 3 Objektiven, 30 Filme ). Da wir die nächsten Wochen auf uns alleine gestellt sind, müssen wir „alles“ mitnehmen. Pflaster und Antibiotika ( Krankenhäuser gibt es nur in der Hauptstadt ) sind genauso dabei wie Reifenflicken, Ersatzkette, Speichen sowie der Grossteil des Essens.

 

 

Auf der groben Schotterpiste kommen wir nur langsam vorwärts, fahren viel im 1. und 2. Gang. Mittags dann ein heftiges Gewitter, wir schlagen das Zelt auf und fahren später weiter. Stimmung und Landschaft sind toll zwischen den Gebirgszügen des Zöölön Uul und Gurvan Saykhan Uul.

Nach einer Gewitternacht sind Teile der Piste zu kleinen Wasserläufen geworden. Teils schieben wir die Velos in 10-15 cm tiefem Wasser. Es geht vorbei an mongolischen Jurten, die Zelte der Nomaden, wir werden zu heissem Milchtee eingeladen.

Am dritten Tag erreichen wir Bajandalay. Hier können wir wieder Wasser aufnehmen und es gibt sogar Schokolade. Die Überschreitung des Gobi-Altai ist wunderschön, aber sehr hart, zumal die Höhenangaben auf der Karte überhaupt nicht stimmen. Es geht steil hinauf, teils durch trockene Flussbette. Wir schaffen den Pass auf 2235m. Nach der Abfahrt essen wir in einer Jurte Teigtaschen mit Hammelfleisch zur Stärkung.

Trotz GPS ist die Orientierung schwierig, es gibt mehrere Pisten. Immer wieder fragen wir nach dem richtigen Weg.

Das Gebirge geht über in Grassteppe, wir erreichen die „flaming cliffs“ von Bayanzag. Hier werden regelmässig Überreste von Dinosaurieren gefunden.

Im Shonkor Ger Camp können wir uns wieder duschen und ausruhen. Anne kümmert sich um die Wäsche und Stefan checked die Velos. „You are bicycle engineer?“ fragt mich Erdenet vom Camp.

Am nächsten Tag fährt er uns mit seinem Jeep 15 km weiter; so umgehen wir eine extrem sandige Piste.

 

Durch die Gobi

Die nächsten Tage geht es durch die Gobi – „Wüste macht frei“. Eine ungewönliche Stille liegt über der Wüste. Hier gibt es kein Wasser, kein Leben, nur Felsen, Geröll- und Schotterfächen. Das Ganze ist von überwältigender Grenzenlosigkeit. Mittags erreichen die Temperaturen über 40°C, wir pausieren.

Die Gobi ist eigentlich eine Halbwüste, die nur zu 3% aus Sanddünen besteht; der Grossteil ist Steinwüste, trockene Plateaus, Gebirge und Steppe.

Über Mandal Ovoo erreichen wir schliesslich Onki Khiid, eine alte buddhistische Klosteranlage. Das Kloster wurde durch die Kommunisten zerstört, heute erwacht es zu neuem Leben. Vor Saychan Ovoo verlassen wir die Berge, es geht weiter im breiten Tal des Onki Gol. Unsere Kilometerleistung beträgt jetzt wegen des besseren Pistenzustand ca. 50-60 km pro Tag. Trotzdem sind die Pisten immer wieder wellig und sandig. Es macht Spass zu fahren, zumal es praktisch keinen motorisierten Verkehr gibt.

Das Zelt stellen wir an wunderschönen, ruhigen Plätzen auf. „Eines der besten Länder zum Zelten“, beschreibt der Lonely Planet. Abends wird noch vor Sonnenuntergang gekocht. Es gibt Suppe und Pasta. Erschöpft schlafen wir im kleinen Nallo-Zelt. Morgens kocht Anne heissen Kaffee, es gibt Müsli. Stefan ist für den Zeltabbau zuständig.

 

Im zentralen Changai-Gebirge

Nach Bayangol nähern wir uns dem Changai-Gebirge. Eine Mystik liegt über diesen Bergen. Wir erreichen das Aimakzentrum Arvaikheer nach 557km. Hier machen wir zwei Ruhetage, die Velos werden geputzt und geölt. Im Kontainermarkt können wir unsere Lebensmittelvorräte auffrischen.

 

Von Suunbajan Ulaan nach Bat Jolsi queren wir die östlichen Ausläufer des Changai. Es geht auf und ab, immer wieder müssen wir kleinere Flussläufe queren. Die Landschaft ist traumhaft unverbraucht und natürlich. Die Piste geht vorbei an Jurten mit riesigen Schaf- und Hammelherden. Im Tal des Orchon Gol bewundern wir die Ursprünglichkeit der Mongolei und erreichen die Klosteranlage in Kharkhorin.

 

Auf Teer und Schotter nach Ulaanbaatar

In Kharkhorin beginnt auch die geteerte Strasse, die einzige der Mongolei!

In 2 Tagen fahren wir 200 km – Rekord. Doch der Teer endet abrupt. Die letzten 180 km bis Ulaanbaatar sind so, wie wir es gewohnt sind, holprig und staubig.

Das letzte Zeltlager geniessen wir mit Sicht auf die Hauptstadt. Am nächsten Tag fahren wir hinein in das ungewohnte Chaos der Autos, Lastwagen, Motorräder. Nach 4 Wochen wirkt es wie ein Schock.

 

Vorbei an Jurten, über grüne Steppen, die Sand- und Steinwüsten der Gobi, durchs zentrale Changai-Gebirge führte uns unsere Velotour über 1125 km und 5900 Höhenmeter bis in die Hauptstadt Ulaanbaatar. Die Zeit in der freien Natur, auf den Sandpisten und in den Jurtencamps war sehr eindrücklich. Die Mongolei, ein sehr natürliches, unverbrauchtes und friedliches Land.


Infokasten

 

Reiseroute:   Mit dem Jeep von Ulaanbaatar in die Südmongolei, ca. 850 km

                        Mit dem Velo ca. 1125 km zurück nach Ulaanbaatar

 

Anreise:         Mit Mongolian Airlines ( MIAT ) von Berlin nach Ulaanbaatar

                        Günstige Flüge beim Spezialisten www.wildberry.de

 

Visa:               E-Mail: mission.mongolia@itu.ch

 

Reiseführer: Lonely Planet Mongolia

                        Reise Know How Mongolei

                        Wunderschöner Bildband Mongolei, erschienen im Bucher-Verlag

 

Impfungen:   wegen der vielen Hunde an den Jurten Tollwut-Impfung

                        Aktuelle Infos unter www.fit-for-travel.de

 

Karten:           Mongolische Karten-Kopien ( und GPS-Wegpunkte ) bei A. Hessberg

(www.mountainbike-expedition-team.de)

                        Russische Karten bei Därr Ausrüstung

                        (www.daerr.de)

 

Reisezeit:      Mitte August bis Mitte Oktober, ideal ist der September (trockene Pisten)

 

Unterkunft:   auf dem Land praktisch keine Hotels, dafür sehr schöne, einfache Jurten-                     Camps

 

Verpflegung:            Lebensmitteläden mit europäischem Angebot nur in Ulaanbaatar, auf dem Land